Classtime unterstützt Kinder mit AD(H)S im Unterricht

Classtime unterstützt Kinder mit AD(H)S im Unterrricht

«AD(H)S hat heute jeder. Es ist eine Modekrankheit!» Dies ist eine Meinung, die immer häufiger geäussert wird. ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizitstörung / Hyperaktivitätsstörung. Typische Auffälligkeiten der genetisch bedingten Störung sind Konzentrationsstörungen, starke Impulsivität und körperliche Unruhe. Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung gibt es jedoch auch ohne Hyperaktivitätsstörung und wird dann ADS genannt. 

Im Verlauf der letzten Jahre berichten immer mehr Studien von einer Zunahme der Diagnosehäufigkeit. Im Interview mit Classtime berichtet eine Mittelstufen-Lehrerin von ihrer Erfahrung mit AD(H)S Kindern. J.S hatte im letzten Jahr 6 Kinder mit AD(H)S. 

«Am auffälligsten ist der Bewegungsdrang, den viele Kinder mit ADHS haben. Ein Kind in meiner Klasse konnte fast nicht still sitzen. Als ich bei einem Kind war, war wieder etwas los bei den anderen Kindern. Kinder mit AD(H)S sind aus meiner Erfahrung oft nicht fachlich schwach.» Es gibt Kinder mit AD(H)S, die über Teilleistungsstörungen verfügen, welche das Lernen schwieriger machen. Eine Teilleistungsstörung ist die Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS). Auch J.S hatte einige Kinder mit LRS in der Klasse, welche beim Lesen von Aufgaben viel länger brauchten als die anderen Kinder. Während einer Matheprüfung dürfen die Kinder mit dieser Teilleistungsstörung jedoch nicht wegen der Sprache scheitern. Aus diesem Grund liest sie ihnen die Aufgaben vor. 

Sie kann ihre Kinder im Klassenzimmer jedoch unmöglich unbeaufsichtigt lassen, wenn sie den anderen Lernenden etwas vorliest. Sie wünscht sich deshalb ein Programm oder eine App, welche die Aufgaben dem Kind vorliest. «Jedes Kind könnte die Aufgaben mit Kopfhörern alleine lösen, was mich enorm entlasten würde.» Obwohl Kinder mit AD(H)S unter Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen leiden, nimmt sie die Kinder während einer Prüfung enorm konzentriert wahr. 

Hingegen ist die körperliche Unruhe nach einer Prüfung so gross, dass sie den normalen Unterricht oft nicht mehr weiterführen kann. «Viele Lehrpersonen werden in solchen Momenten genervt. Es lohnt sich jedoch nicht, wütend zu werden, denn die Kinder zeigen einem, was sie brauchen. In solchen Momenten bringe ich gerne Bewegung in den Unterricht und führe den Unterricht auf spielerische Weise weiter.» Auf dem Plattenboden des Schulhausflures hüpfen ihre Kinder das 1 x 1 und draussen suchen sie nach Gegenstände, um Referenzgrössen (cm, m etc.) zu lernen. Eine weitere Strategie, die sie ebenfalls gerne im Unterricht einsetzt, ist, ihre Lernenden bei der Fragestellung zu beteiligen. “Die Kinder müssen sich eigene Fragen überlegen und konsumieren so nicht nur den Schulstoff. Auf diese Weise setzen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Stoff auseinander und entwickeln ein besseres Verständnis dafür. Für den Mathematikunterricht sind diese Aufgaben ideal geeignet.»

Diese Strategie kann besonders für Kinder mit AD(H)S von grosser Bedeutung sein, da ihr Arbeitsgedächtnis nicht die gleiche Fähigkeit hat, wichtige Dinge zu merken. «Für mich ist es ausserdem immer sehr interessant zu sehen, was für Aufgaben die Kinder erstellen. Schwächere Kinder zählen alle Stühle im Klassenzimmer und stärkere überlegen sich etwas Komplizierteres.» Um die Kinder während dem Unterricht ideal zu begleiten, arbeitet sie mit einem differenzierten Arbeitsplan. «Ich arbeite mit 5 Niveaus. Zu Beginn des neuen Themas mache ich immer einen Input und erteile dann Aufgaben. Nach dem Bearbeiten der Aufgaben müssen sich die Kinder selbst in ein Niveau einschätzen. Wenn ein Kind zum Beispiel das Niveau 3 hat, arbeitet es die meiste Zeit im Niveau 4. Es macht Sinn, auf einem höheren Niveau zu arbeiten, da das Gehirn in diesem Bereich nicht mehr routiniert, sondern angestrengt ist. An dem Punkt, wo es schwierig ist, lernt man am meisten.»

Classtime möchte allen Lernenden die gleichen Chancen ermöglichen. Viele der Punkte, welche J.S im Interview erwähnte, lassen sich so auch mit Classtime umsetzen. Zum Beispiel verfügt Classtime über eine auditive Fragestellung. Anstatt einer schriftlich eingegebenen Frage können Lehrpersonen nun eine Audio-Datei hochladen. Somit können Lernende mit Dyslexie oder allgemeinen Leseschwierigkeiten trotzdem die Aufgaben lösen. Classtime wird voraussichtlich 2023 eine Vorlese-Funktion anbieten, welche  Inhalt vorliest, falls dies so gewünscht ist, um hier in Bezug auf Barrierefreiheit auch weitere Funktionen und Möglichkeiten zu bieten.

Zudem ist es auch möglich, Lernende direkt während einer Prüfung via Chat anzuschreiben und Hilfestellungen zu geben. Um eine Unterhaltung zu beginnen, kann die Lehrperson einen Chat aktivieren. Auf Classtime ist es zudem möglich, sich im Lehrerkollegium gegenseitig zu unterstützen. Lehrpersonen können über kollaborative Ordner zusammenarbeiten und Inhalte miteinander teilen.

Um die Lernenden zu motivieren und Abwechslung in den Unterricht zu bringen, können auf Classtime viele verschiedene kollaborative Challenges durchgeführt werden. Durch richtige Antworten retten Lernende bedrohte Tierarten, versorgen eine Raumstation oder bauen zusammen eine Achterbahn. Die vielen verschiedenen Challenges lassen sich entweder im Team oder als Wettbewerb spielen:

Um die Kinder während des Unterrichts ideal zu begleiten, kann auch auf Classtime mit differenzierten Aufgaben gearbeitet werden. Zum Beispiel lassen sich einfach Aufgaben zu den 5 Niveaus erstellen.

Auf Classtime ist es möglich, einen Wochenplan für jedes Niveau zu erstellen. Wie das funktioniert, erfährst du in diesem Video

Auf Classtime können die Lernenden auch eigene Aufgaben erstellen, um sich auch aus einer anderen Perspektive mit dem Schulstoff auseinanderzusetzen:  

Quellen: 

Simchen, Helga (Hrsg.) (2020), Die vielen Gesichter des AD(H)S, 5 Auflage, Stuttgart


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